Tarvish - Die Legende der Steinernen Rose by Alfred Wallon

Tarvish - Die Legende der Steinernen Rose by Alfred Wallon

Autor:Alfred Wallon
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
veröffentlicht: 2014-10-21T22:00:00+00:00


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Als Ror endet, blickt er in betretene und nachdenkliche Gesichter. Er bemerkt, dass die Männer zu überlegen beginnen, und er lächelt, als ihm bewusst wird, dass er damit genau das erreicht hat, was er wollte.

»Ist das wirklich nur eine Legende?«, erkundigt sich Perko. »Es klingt so, als hätte all dies irgendwann einmal tatsächlich stattgefunden?«

»Wer weiß?«, erwidert Ror und weicht dem Blick des Gefährten in diesem Moment aus. »Legenden haben immer einen wahren Kern, wie ihr wisst.«

»Was ist aus Tarvish geworden?«, fragt Sarkesh. »Ist er für immer im Kloster geblieben?«

»Nein«, antwortet Ror. »Er musste sehr bald erkennen, wie wichtig seine Aufgabe war – und außerdem stellte ihm das Schicksal noch eine weitere Gefährtin zur Seite. Ihr Name war Indra …«

»Das klingt nach einer weiteren Geschichte«, meint Malik daraufhin. »Ich bin sicher, dass du uns darüber auch noch etwas erzählen kannst.«

»Sicher, mein Freund – aber nicht jetzt, und nicht in dieser Nacht. Ich bin allmählich müde und brauche meinen Schlaf. Wie ihr wisst, bin ich nicht mehr der Jüngste und …«

Er bricht ab, als er die Ungeduld in den Gesichtern der anderen Krieger bemerkt und seufzt leise. Weil Ror weiß, dass die Legende der Steinernen Rose immer solche Gefühle und Empfindungen auslöst. Diejenigen, die sie zum ersten Mal hören, sind von den Schilderungen so gebannt und fasziniert, dass sie sich erst zufrieden geben, wenn sie alles wissen.

Aber nicht jetzt, entscheidet Ror für sich und winkt ab. Dieses Zeichen entlockt dem einen oder anderen zwar einen kurzen Fluch – aber die Gefährten haben begriffen, dass sie Ror nicht zum Weitererzählen zwingen können. Sie müssen eben so lange abwarten, bis sich eine weitere Gelegenheit bietet.

Und die wird es ganz sicher geben. Denn die Nächte am Pass sind kalt und windig – und die vollkommene Einsamkeit dieses Außenpostens zehrt an den Nerven der Männer. Denn keiner von ihnen weiß, ob die Denyi-Horden nicht schon auf dem Weg hierher sind.

Ror geht zurück zu seinem kargen Lager, streckt sich dort aus und zieht ein wärmendes Fell über sich. Trotzdem dauert es lange, bis sich endlich der Schlaf einstellt. Denn die Kälte ist allgegenwärtig und lässt ihn zittern. Aber irgendwann schließt auch er die Augen und driftet ab in einen tiefen Schlaf. Er bekommt nichts mehr mit von dem, was um ihn herum geschieht – und selbst wenn dies der Fall gewesen wäre, hätte er das nahende Unheil nicht mehr verhindern können.

Er träumt von einem ruhigen Leben in einer warmen Hütte und sieht eine Frau mit Kindern vor sich, die sein Leben bereichern. In Wirklichkeit hat er beides nie gehabt – aber allein der Wunsch, einmal im Traum dieses Glück zu erleben, lässt seine Gesichtszüge im Schlaf entspannen und gibt ihm ein gutes Gefühl. Das aber ein jähes Ende findet, als er von einer Sekunde zur anderen aus dem Schlaf gerissen wird.

Ror öffnet die Augen und blickt sich verwirrt um. Er hört laute wütende Schreie und das Klirren von Stahl, das aufeinander trifft. Um sich herum sieht er kämpfende Gestalten, und er zuckt entsetzt zusammen, als er einen seiner Gefährten fallen sieht.



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